Außerunterrichtliches Lernen

Willenskräfte aktivieren, Handlungskompetenz entwickeln

Oft scheint in der Mittelstufe die Tatkraft im gewohnten Rahmen des Unterrichts zu erlahmen. Erfahrungen zeigen aber auch, dass Jugendliche außerordentliche Leistungspotentiale offenbaren, wenn es gelingt, an ihren inneren Entwicklungsmotiven anzuknüpfen. Besonders in dieser Altersstufe wollen sie als Individuum wahr- und ernstgenommen werden und sie erwarten, dass man ihnen Vertrauen schenkt. Sie wollen Verantwortung für sich und andere übernehmen, sich Herausforderungen stellen und Grenzen erfahren. Die Jugendlichen möchten am realen Leben teilhaben und sich in „Ernstsituationen“ bewähren.

Die Möglichkeiten, um diese Initiativ- und Willenskräfte in der gewohnten Umgebung des Klassenraums zu aktivieren, sind begrenzt. Im Verlauf der 7. Klasse können sich die Jugendlichen jedoch im Schulbetrieb engagieren (Saaldienst, Cafeteria-Praktikum, Assistenz in der Mittagsbetreuung) und Verantwortung übernehmen (Projektleitung für gemeinsame Schüleraktivitäten wie Stadtbesichtigungen, Restaurantbetrieb etc.). So lernen sie, wie Idee, Planung, Organisation, Durchführung und Auswertung ineinander greifen.

In der 8. Klasse können die Schüler Eigenständigkeit und Durchhaltekraft unter Beweis stellen, wenn sie sich im Rahmen einer Jahresarbeit über einen längeren Zeitraum theoretisch und praktisch mit einem selbstgewählten Thema auseinandersetzten. Das Ergebnis präsentieren sie an zwei Abenden vor dem Kollegium und einem Publikum von ca. 200 Personen.

Einen stärkeren Außenbezug (für andere tätig sein) hat das gemeinsam durchgeführte Forstpraktikum. Sozialkompetenzen, Empathie und Selbstwahrnehmung werden in besonderer Weise in dem für alle verbindlichen Theaterprojekt abgerufen.

In zwei Wahlpraktika lösen sich die Jugendlichen von der Schule und der Klassengemeinschaft. Auf sich allein gestellt nehmen sie für mehrere Wochen am gesellschaftlichen Arbeitsprozess teil. Hier bekommen sie einen ersten Eindruck vom Berufsleben und lernen – jenseits von Familie und Schule – Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten kennen. Darüber hinaus entdecken sie dabei auch neue Facetten ihrer eigenen Persönlichkeit und erfahren durch Mitarbeit eine andere Art der Wertschätzung als in der Schule.

Das Konzept des außerunterrichtlichen Lernens führt zu einer Kürzung der Stundentafel und der Lerninhalte. Gelingt es aber in dieser Zeit Lernfreude zu erhalten, ein gesundes Selbstbewusstsein anzulegen und die Grundlagen für ein nachhaltiges Lernen zu schaffen, können zu kurz gekommene Inhalte ggf. später in kürzester Zeit aufgenommen werden. Durch eine Stärkung der Ich-Kräfte übernehmen die Schüler im besten Fall selber die Verantwortung für das eigene Lernen in der Schule und im Leben.