Um das neunte Lebensjahr, in der dritten Klasse, durchleben die Kinder eine Entwicklungsphase, in der ihr selbstverständliches Sich-Verbunden-Fühlen mit der Welt abreißt. Die Waldorfpädagogik bezeichnet diesen Entwicklungsschritt auch als „Rubikon“, in Anlehnung an den Grenzfluss, an dem sich Gallien und das Römische Reich berührten. Die Kinder empfinden in dieser Zeit häufig eine große Verunsicherung in ihren Beziehungen zu Mitmenschen und ihrer Umwelt. Daher lernen die Kinder in der dritten Klasse nun besonders die praktische Arbeit kennen und schlagen eine neue Brücke zur Welt, indem sie sich tätig mit ihr verbinden.
Feldbauepoche
Diese neue Verbindung beginnt mit der Feldbauepoche. Die Schüler beschäftigen sich mit einem wichtigen Schritt der menschlichen Kulturgeschichte, der es uns ermöglichte, uns die Erde zu Nutze zu machen. Neben der Theorie üben die Schüler in der Praxis: Sie bebauen ein Stück Acker – sie pflügen, eggen und säen. Sie ernten ihr Getreide, dreschen und mahlen es und verarbeiten es zu Brot. Dieser Prozess erstreckt sich über ein ganzes Jahr. Somit haben die Schüler zumindest einmal in ihrem Leben diesen existenziellen Vorgang erlebt, der für viele Generationen vor uns noch selbstverständlich und lebenserhaltend war.
Hausbauepoche
Nicht nur über die Arbeit mit der Erde wird den Schülern ein Stück Sicherheit zurückgegeben. In der Hausbauepoche planen und realisieren sie ein Bauobjekt. Auf diese Weise erleben sie, dass sie aus dem Abstand, den sie zur Welt gewonnen haben, etwas Neues schaffen können, das ihnen Schutz und Sicherheit gibt. Bei der Planung und Anleitung sind die Schülereltern eingebunden, der Bau an sich erfolgt aber über die Schüler.
Bau der Sandplatzlaube