Lernen mit Kopf, Herz und Hand: Bayerisches Zentral-Abitur auch an der Waldorfschule

23 Schülerinnen und Schüler der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell treten in diesem Jahr zur staatlichen Abiturprüfung an. Wie alle Gymnasiasten im Freistaat legen auch sie das bayerische Zentral-Abitur ab. Der Weg dorthin unterscheidet sich von dem an der Regelschule, das Ergebnis ist dasselbe. Im Schnitt machen mehr als 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell das Abitur. Die anderen Schüler absolvieren die Mittlere Reife.

Am 15. März 2018 hat für die Schülerinnen und Schüler der Abiturklasse der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell die heiße Phase des Abiturs begonnen. Los ging es mit zwei umfangreichen Klausuren in den Fächern Wirtschaft und Chemie. Von Anfang Mai bis Mitte Juni folgen dann die schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen, die die Waldorfschüler gemeinsam mit den bayerischen Gymnasiasten ablegen.

„Mehr als 80 Prozent unserer Schüler machen am Ende ihrer Schulzeit das ganz normale, bayerische Zentral-Abitur“, sagt Hanns Burkert, Oberstufenlehrer für Mathematik, Physik und Informatik sowie amtlicher Schulleiter der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell. Er ergänzt: „Lediglich der Weg dorthin unterscheidet sich von dem an der Regelschule.“ So hielten die Waldorfschulen in Bayern beispielsweise schon immer an den 13 Jahren bis zum Abitur fest. Dem G8 haben sie sich seinerzeit nicht angeschlossen. „Die Waldorfpädagogik folgt einem entwicklungsorientierten Lehrplan. Die Inhalte und Ziele orientieren sich am Entwicklungsstand des Kindes bzw. des Jugendlichen. Diesen kann man nicht einfach ein Jahr vorziehen“, erklärt Herr Burkert.

Von der 1. bis zur 12. Klasse bleiben die Kinder an der Waldorfschule zusammen. Danach entscheiden sie, auf welchen Abschluss sie sich vorbereiten wollen. Im Schnitt wählen mehr als 80 Prozent der Gröbenzeller Schüler das Abitur, die anderen Schüler die Mittlere Reife. Bis dahin legt die Waldorfschule den Schwerpunkt neben intellektuellen auch auf praktische, soziale und künstlerische Fähigkeiten. Fächer wie Eurythmie, Theater und Gartenbau haben einen festen Platz im Stundenplan. Die Schüler absolvieren zahlreiche Praktika, und wie alle Waldorfschulen verzichtet auch die Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell auf Sitzenbleiben sowie auf klassische Noten in den unteren Klassen.

„Unser Ziel ist es, die Kinder in Freiheit zu erziehen und den ganzen Menschen auszubilden, nicht nur den Kopf“, sagt Hanns Burkert. Am Ende der zwölf Schuljahre stünden eigene Persönlichkeiten vor ihm, die eine bewusste Entscheidung für ihren Schulabschluss treffen. „Die Schüler, die sich für das Abitur entscheiden, schaffen das in der Regel auch“, berichtet Herr Burkert.

Die Prüfungen für die Waldorfschüler sind dieselben wie am Gymnasium. Lediglich Anzahl und Auswahl der Prüfungsfächer unterscheiden sich: Während die Regelschüler das schriftliche Abitur in drei Fächern ablegen (Deutsch, Mathematik, ein Wahlfach), werden die Schüler der Waldorfschule in vier Fächern schriftlich geprüft (Deutsch, Mathematik, Kunst oder Musik, Geschichte). Die mündliche Prüfung legen alle Schüler in zwei Fächern ab. Die Regelschüler können dabei aus unterschiedlichen Fächerkombinationen wählen. Bei den Waldorfschülern stehen die mündlichen Prüfungsfächer mit Englisch und Französisch von vornherein fest.

Da die Waldorfschulen in Bayern keine eigene Abiturberechtigung haben, führt die Rudolf-Steiner-Schule in Gröbenzell die Abiturprüfungen in Zusammenarbeit mit einem der umliegenden staatlichen Gymnasien durch, derzeit mit dem Gymnasium in Olching. „Die Zusammenarbeit mit den Kollegen ist von Vertrauen und einem fruchtbaren Austausch geprägt“, berichtet Hanns Burkert. „Sie behandeln unsere Schüler wie ihre eigenen.“ Die Prüfungen finden in den Räumen der Rudolf-Steiner-Schule statt. Die Erstkorrektur erfolgt durch die Lehrer der Waldorfschule, die Zweitkorrektur durch die Kollegen des Gymnasiums.

In diesem Jahr tritt der 25. Jahrgang der Waldorfschule in Gröbenzell zum Abitur an. Die Abschlusszahlen sind stabil und können sich sehen lassen: In den vergangenen Jahren haben sich über 80 Prozent eines Jahrgangs für das Abitur entschieden. Davon haben es nahezu alle Schüler (97,5 Prozent) erfolgreich geschafft.

 

Die Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell ist eine einzügige Schule mit rund 450 Schülerinnen und Schülern. Als staatlich genehmigte Schule führt sie über den waldorfeigenen Bildungsabschluss hinaus bis zur Mittleren Reife oder zum Abitur. Die Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs verbringen zwölf Schuljahre gemeinsam und entscheiden sich dann, auf welchen Abschluss sie sich vorbereiten. Im Schnitt der vergangenen Jahre haben über 80 Prozent eines Jahrgangs erfolgreich das bayerische Zentral-Abitur abgelegt und die anderen Schüler die Mittlere Reife absolviert. Die Rudolf-Steiner-Schule wurde 1981 gegründet und ist eine von zur Zeit 242 Waldorfschulen in Deutschland und rund 1.000 Waldorfschulen weltweit. Neben den pädagogischen Prinzipien Rudolf Steiners, die das Kind in seiner Individualität in den Mittelpunkt stellen und ihm eine entwicklungsgerechte und breit angelegte Erziehung zukommen lassen möchten, ist die Schule eine UNESCO-Projekt-Schule, an der internationaler Austausch, nachhaltiges Handeln und Toleranz den Unterricht und das Leben an der Schule prägen.

Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell
Spechtweg 1
82194 Gröbenzell
Tel. 08142/53045
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www.waldorfschule-groebenzell.de