„Hinter der Türe – Wie erleben Kinder und Eltern die Zeit um das neunte Lebensjahr?“
Vortrag von Georg Soldner, 12. Februar, 20 Uhr, Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell
Wenn Kinder anfangen, die Tür zu ihrem Zimmer zu schließen oder allein im Bad sein möchten, wenn Eltern nicht gleich sicher sind, wie sich ihr Kind fühlt, wenn es aus der Schule nach Hause kommt, dann beginnt sich etwas im Inneren der Kinder grundlegend zu verändern. „Die äußere Tür wird manchmal geschlossen, wenn sich im Inneren die Seele öffnet“, sagt Georg Soldner, langjährig erfahrener Kinder- und Jugendarzt aus München. In seinem Vortrag „Hinter der Türe“ spricht er an der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell darüber, wie Eltern und Erzieher die Kinder in dieser sensiblen Zeit bestmöglich verstehen und begleiten können.
„Um das neunte Lebensjahr durchleben die Kinder eine Entwicklungsphase, in der ihr selbstverständliches Sich-Verbunden-Fühlen mit der Welt abreißt“ erklärt Marianne von Grotthuss, Förderlehrerin an der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell und Mitglied im Elternforum, das Herrn Soldner zu dem Vortrag eingeladen hat. In der Waldorfpädagogik ist dieser Entwicklungsschritt unter dem Stichwort „Rubikon“ bekannt, in Anlehnung an den Grenzfluss, an dem sich Gallien und das Römische Reich berührten. Die Kinder empfinden in dieser Zeit häufig eine große Verunsicherung in ihren Beziehungen zu Mitmenschen und ihrer Umwelt. Ziel der Waldorfpädagogik ist es, den Kindern eine neue Sicherheit zu vermitteln. Auf dem Lehrplan der 3. Klasse stehen daher unter anderem die Feldbau-, die Handwerker- und die Hausbaueopoche. Hier lernen die Kinder die praktische Arbeit kennen und schlagen dadurch eine neue Brücke zur Welt.
Arbeiten mit der Erde. Feldbauepoche an der Waldorfschule | Neuer Schutz und Sicherheit in der Hausbaueopoche |
„Wir schaffen das.“ Einweihung des fertigen Bauwerks |
So beschäftigen sich die Schüler in der Feldbaueopoche mit einem wichtigen Schritt der menschlichen Kulturgeschichte. Neben der Theorie üben sie auch in der Praxis: Über den Zeitraum eines Jahres bebauen sie ein Stück Acker, sie pflügen, eggen, säen und ernten schließlich ihr Getreide. Dieses dreschen und mahlen sie und verarbeiten es zu Brot. Durch die Arbeit mit der Erde und das Backen des eigenen Brotes wird den Schülern ein Stück Sicherheit zurückgegeben. In der Hausbauepoche planen und realisieren sie ein Bauobjekt. Auf diese Weise erleben sie, dass sie aus dem Abstand, den sie zur Welt gewonnen haben, gemeinsam etwas Neues schaffen können, das ihnen Schutz und Sicherheit gibt.
Georg Soldner ist Kinder- und Jugendarzt und seit 2016 stellvertretender Leiter der Medizinischen Sektion am Goehteanum in Dornach in der Schweiz. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter, die beide die Rudolf-Steiner-Schule in Gröbenzell besuchten. „Wir freuen uns über den anhaltend guten Kontakt zu Herrn Soldner, der ein hervorragender Vortragsredner ist und bereits in früheren Vorträgen vielen Eltern wertvolle Unterstützung gegeben hat“, sagt Frau von Grotthuss.
Der Vortrag findet am Mittwoch, den 12. Februar 2020 um 20 Uhr im Großen Saal der Rudolf-Steiner-Schule in Gröbenzell statt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
Die Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell wurde 1981 gegründet und ist eine von 249 Waldorfschulen in Deutschland und rund 1.100 Waldorfschulen weltweit. Sie ist eine einzügige Schule mit rund 450 Schülerinnen und Schülern und führt als staatlich genehmigte Schule über den waldorfeigenen Bildungsabschluss hinaus bis zum Abitur oder zur Mittleren Reife. Die Schule ist eine UNESCO-Projekt-Schule, an der internationaler Austausch, nachhaltiges Handeln und Toleranz den Unterricht und das Leben an der Schule prägen.