Zirkus kennt keine Alters- und Sprachgrenzen

Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte in diesem Jahr das Zirkusprojekt der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell wieder starten. Im ausverkauften Zirkuszelt staunten 520 Zuschauer:innen in zwei Vorstellungen über das, was Kinder und Jugendliche in nur acht Wochen auf die Beine stellen können. Auch zwei ukrainische Mädchen waren dabei. Sie besuchen die Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell seit April dieses Jahres.

„Man kommt in das Zelt und fühlt sich gleich 40 Jahre jünger“, sagt eine Besucherin der Elf-Uhr-Vorstellung. Dass das Zirkusfieber nicht nur Kinderaugen leuchten lässt, konnte man auch bei dem Zirkusteam aus rund zwanzig Eltern und Lehrer:innen sehen.

Zirkus funktioniert offenbar, selbst nach Corona-Pause, mit Beteiligten, die nicht dieselbe Sprache sprechen und über organisatorische und inhaltliche Hürden hinweg. „Sobald man den Kindern den Raum gibt, entstehen die tollsten Bilder“, sind sich die Kursleiter:innen einig. „Sie wachsen förmlich über sich hinaus und spätestens, wenn die Aufführungen anstehen, ist in allen der Teamgeist entfacht und jede und jeder trägt sein oder ihr Bestmögliches zum Gelingen bei.“

In diesem Jahr waren auch zwei ukrainische Mädchen dabei, die die Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell seit April 2022 besuchen. Wie selbstverständlich haben sie beim Schulzirkus mitgewirkt und in weniger als acht Wochen beeindruckende Nummern auf dem Einrad erlernt.

Ob es nicht befremdlich sei, dass hier so viel Zeit und Energie in eine Zirkusaufführung gesteckt werde, während in ihrem Heimatland Krieg herrsche, wurde die Mutter eines der Mädchen gefragt. „Es gibt eine Welt der großen Politik und es gibt eine alltägliche Welt der gewöhnlichen Menschen“, sagt sie. „Ich fühle mich machtlos, diesen Krieg zu beenden. Aber ich empfinde es als großes Glück, dass meine Kinder weiterleben können – leben, spielen, lachen, tanzen, sprechen – ganz unabhängig vom Spielfeld der großen politischen Entscheidungsträger. So haben sie die Möglichkeit, Liebe füreinander in ihren Herzen zu tragen. Je mehr Menschen Liebe und Freundlichkeit fühlen können, desto besser kann die Welt werden.“

Der Schulzirkus Simsaltorelli ist ein Angebot der Rudolf-Steiner-Schule Gröbenzell für Schülerinnen und Schüler ab der 3. Jahrgangsstufe. In acht Wochen erlernen sie in Kursen Akrobatik, Jonglage, Clowneske und Zauberei. Auch Licht- und Tontechnik, Kulissenmalerei und die Zirkusband liegen in der Hand der Schülerinnen und Schüler. Ein Team aus rund zwanzig ehrenamtlich arbeitenden Eltern und Lehrer:innen übt mit den Kindern und bereitet sie auf eine interne und zwei öffentliche Zirkusaufführungen vor. Diese gehören zu den Höhepunkten des Schuljahres.

In weniger als acht Wochen zum Einrad-Profi – Vorstellung der Einrad- Akrobatinnen des Schulzirkus Simsaltorelli (Foto: Elke Latinovic)

Luftnummer – Zwei Trapezakrobatinnen des Schulzirkus Simsaltorelli (Foto: Elke Latinovic)

Stolze Kinder – Abschlussrunde mit viel Applaus in der Manage (Foto: Elke Latinovic)

Nicht nur Kinderaugen leuchten – Kursleiterin Merle Kondschak-Kaye mit Zirkuskindern nach gelungener Vorstellung (Foto: Elke Latinovic)

Volles Haus beim Schulzirkus Simsaltorelli – Die Aufführungen gehören zu den Höhepunkten des Schuljahres (Foto: Wolfgang Zieglmeier)